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 Ein Südsee Kleinod 

Ein Südsee Kleinod

 Olaf  Schatzkiste  39  19.04.2017
Wie neun Stecknadelköpfe in einem riesigen Heuhafen liegen die Inseln der Tuvalu-Gruppe (früher Ellice Islands) in einem Gebiet des Pazifischen Ozeans verstreut, welches sich über eine unvorstellbar weite Wasserfläche von mehr als 5 Breiten- und 4 Längenkreisen erstreckt.
Jahrhundertelang richteten sich die Bewohner der Inseln bei ihren Fahrten auf dem Meer nach dem Stand von Sonne und markanten Sternen; sie hatten Kenntnis der Strömungen und vorherrschenden Windrichtungen; sie beobachteten die Art der Dünung, die Bildung der Wolken, das Vorkommen von Treibholz und Seetang, den Zug der Seevögel; ja, sogar geringfügige Unterschiede der Wassertemperatur können gelegentlich Hinweise zur Orientierung geben.
Aber die Inselbewohner wissen nicht nur meisterhaft mit den unzulänglichen Navigationshilfen der Natur umzugehen, es gibt unter ihnen auch hervorragende Bootsbauer. Weit verbreitet war und ist der Bau von Kanus mit Ausleger. Dieser ermöglicht, dass der Rumpf sehr schmal konstruiert werden kann und dadurch erhebliche Geschwindigkeiten bei hoher Stabilität erreicht werden.
Heute fahren viele Seeleute aus Tuvalu mit Containerschiffen über die Weltmeere. Seit der Gründung des DUCKDALBENs vor 30 Jahren besuchten 1734 von ihnen unseren Seemannsclub. Wie stark sie mit ihrer Heimat verbunden und mit der Seefahrt dort vertraut sind, zeigt einer unserer bemerkenswertesten Schätze, den uns Seeleute von der MV Peking Senator am 27. September 2003 überreichten. Dieses Miniaturkanu ist 45 cm lang, aus Holz geschnitzt, und es zeigt alle Besonderheiten dieser Bootsart bis ins kleinste Detail:
-den Bug in Form des Mauls vom Kingfish -Aufsätze an Bug und Heck zum Brechen von Wellen -seitliche Befestigungshölzer über den Auslegerstangen -Querstützen im Rumpf -eine Plattform auf den Auslegerstangen zum Transportieren von Menschen und Waren -Gabelhölzer zum Ablegen des Netzschaftes -eine Schlinge zum Halten der Angelrute an der zweiten Querstrebe und das Widerlager für die Angelrute über der ersten Querstrebe. Alles ist fein mit Kokosschnur verbunden. Im Kanu liegen 4 Paddel, ein Ã?sfass zum Schöpfen von Wasser, ein dicker Stock zum Töten groÃ?er Fische oder als Tragstock beim Ziehen des Kanus über den Strand, eine Holzdose mit wasserdicht abschlieÃ?endem Deckel zum sicheren Aufbewahren von Haken, Köder, Zigaretten und Feuerzeug.
Für diesen Schatz danken wir IKUMATA.TANGISIA.KILEI aus Tuvalu und seinen Schiffskameraden, deren Namen wir auf den Blättern der Paddel lesen können: TASIPALE.PEEPA, KAUSEA.FAIUPU, LEUPENA.PENEHURO, FANOA.TINEI, PIITA.FILIPI, LUAO.PASEFIKA, KISONA.SIITIA und TIMO.VILIAMU.
Dieses geschnitzte Meisterwerk ist in der groÃ?en Vitrine an der Wand links vom Büro A ausgestellt.

Text und Foto: Bärbel Thomamüller, unter Mithilfe von Chief Candeago, Wilfried, Konrad, Bio.Baretarawa, Bareiti.Kiaimoa, Eria.Itaaka und Temwake.Tekae