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 Vom Jeep zum Jeepney 

Vom Jeep zum Jeepney

 Olaf  Schatzkiste  50  19.04.2017

An einem Sonntagmittag im Juni 2016:

Eine kleine Abordnung der Deutschen Seemannsmission Hamburg-Harburg e.V. nimmt an einer Tagung in Manila teil. Eine gute Stunde lang hat sich ein tropischer Regenguss über die Stadt ergossen. Von der Balustrade des National Museums blickt Jan Oltmanns herab auf die belebte StraÃ?e zu seinen FüÃ?en. Nach dem Sturzregen gleicht sie einem breiten Flussbett. Fahrzeuge aller Art durchpflügen das Wasser, werfen wie behäbige Boote Bugwellen auf. Zwischen den PKWs, Pickups und Transportern eine einspännige Pferdekutsche. Vor allem aber heben sich kastenförmige Karossen hervor, über und über bunt bemalt, mit abenteuerlichen Kühleraufbauten und groÃ?em, offenen Einstieg am Heck: Zeugen einer groÃ?artigen Art von Recycling - vom Jeep zum Jeepney.

Als die USA Ende des Zweiten Weltkriegs von den Philippinen abzogen, lieÃ? das Militär dort unzählige Jeeps zurück. Ã?ffentlicher Nahverkehr existierte noch kaum. Deshalb war die Idee, die alten Jeeps zu Kleinbussen umzubauen, eine geniale Lösung. Die Karosserie eines Jeeps wurde dazu auseinandergeschnitten, lange Stahlträger dazwischengesetzt und das Gefährt so verstärkt und verlängert, dass damit mehrere Fahrgäste transportiert werden konnten. Der Jeepney war geboren. Dem Einfallsreichtum, die Karosserien zu bemalen und die Kühler zu verzieren, waren künftig keine Grenzen gesetzt.

Wie einer der erste Jeepneys ausgesehen haben mag, zeigt das Modell, welches im DUCKDALBEN in einer Vitrine in der groÃ?en Eingangshalle steht. Niemand hätte ahnen können, dass aus viersitzigen Jeep-Modellen von Willys-Overland Massentransportmittel mit bis zu 24 Sitzen werden könnten. Allerdings werden sie inzwischen längst aus Fahrgestellen der japanischen Autohersteller Isuzu und Toyota hergestellt. Sie brausen - meist mit starken Stereoanlagen bestückt - über die Inseln, symbolisieren Lebensfreude und Kreativität

der Bewohner und sind vor allem Lebensunterhalt unzähliger Menschen. GroÃ? ist deshalb der Widerstand gegen die Pläne, in einem ersten Schritt alle Jeepneys auszumustern, die älter sind als 15 Jahre, denn sie entsprechen weder heutigen Umwelt- noch Sicherheitsvorschriften. Möge es mit moderner Technik und angepasstem Design gelingen, dieses unverwechselbare Kulturgut der Philippinen neu zu erfinden, als E-Jeepney, zum Beispiel.

Unbekannt ist, wann und von wem der Â?UrÂ?-Jeepney dem DUCKDALBEN geschenkt wurde, aber er zaubert immer ein Lächeln auf die Gesichter der Menschen, die ihn in unserer Vitrine entdecken.


Text: Bärbel Thomamüller, unter Mithilfe von Ingrid Schumann (Fotos), Jan O., Nonie und Konrad